Elisabeth oder des Zwistes 2. Teil


Ohne lange Vorrede geht es los mit Elisabeth Tudor, Königin von England, nach der als erster ein Zeitalter benannt wurde und die England zur Seemacht führte.

Elisabeth als Dreizehnjährige

Elisabeth wurde am 7. September 1533 als Tochter Anne Boleyns und Heinrich VIII. geboren und ihr erster Eindruck von dieser Welt muss wohl Enttäuschung gewesen sein: sie war nicht der erwartete männliche Thronfolger, ihr Vater kein liebender Beschützer und ihre Mutter würde nicht mehr lange für sie da sein – kein schöner Beginn. Und es blieb holprig, schwierig und gefährlich in ihrer Kindheit und Jugend.

Katharina Parr

Nach der Hinrichtung ihrer Mutter und der Geburt ihres Halbbruders Edward wurde sie gemeinsam mit ihrer älteren Halbschwester Maria Tudor von der Thronfolge ausgeschlossen und erst durch Betreiben Katharina Parrs, Heinrichs letzter Frau, wieder eingesetzt. Katharina bemühte sich sehr um das ruhige, undurchschaubare Mädchen, das schnell gelernt hatte, seine Gefühle und Gedanken zu verbergen – Elisabeth erkannte früh, dass ein unvorsichtiges Wort am falschen Platze den Kopf kosten konnte. Diese Fähigkeit, sich zu verstellen, Dinge unausgesprochen zu lassen und sie dennoch durchzusetzen, sollte charakteristisch für sie werden.
Und für diejenigen, die einer Frau den Thron nicht zutrauten, ein Beweis von Zaudern, Zagen und Ziellosigkeit des weiblichen Geschlechtes sein. Nun, 1547 starb ihr Vater und ihr neunjähriger Bruder bestieg den Thron. Er und Elisabeth hatten als Erste der Königsfamilie eine protestantische Erziehung erhalten, während ihre Schwester Maria eine sehr strenggläubige Katholikin war, die sich nach der Restauration des Glaubens sehnte – das wird für Elisabeth zur Feuerprobe werden.

Thomas Seymour

Zunächst einmal aber lebt sie am Hofe ihrer Stiefmutter Katharina, die sich nun endlich mit Thomas Seymour verheiraten kann – wir erinnern uns, sie gab ihn auf, als Heinrich ihr erklärte, sie habe seine Frau zu werden. Ob Thomas all ihr Sehnen und Schmachten wert war? Attraktiv soll er gewesen sein, an der Macht interessiert und offenbar an jungen Mädchen.
Katharina war schwanger und Thomas hielt es für eine gute Idee, sich dem Schützling seiner Frau zuzuwenden – ganz harmlos natürlich. Was konnte schon dabei sein, in das Schlafzimmer der noch schlafenden Vierzehnjährigen zu gehen, um sie dort durchzukitzeln oder auf den Po zu klopfen? Sie war doch nur ein Kind und er übte gewiß nur für seine Vaterrolle. Seine Frau sah das nicht so und auch Elisabeths Gouvernante war empört.
Wie Elisabeth das erlebte – wie immer: wir wissen es nicht. Meist wird es so ausgelegt, dass sie nicht abgeneigt gewesen sei, sich neugierig habe küssen lassen. In diesen Zeiten war sie nahezu heiratsfähig und sowieso genieße doch jedes Mädchen männliche Aufmerksamkeiten, aber wieder einmal habe ich Schwierigkeiten, mir das vorzustellen: während deine geliebte Stiefmutter durch Schwangerschaft an ihren Raum gefesselt ist, tritt ihr Mann dir immer wieder nahe, erscheint im Nachthemd – für diese Jahre mehr oder weniger nackt – an deinem Bett und schmeichelt dir in einem fort …
Ich finde es verblüffend, dass man aus ihrem eher stillhaltenden Verhalten, ihrem Erröten nichts anderes als Einverständnis hat ablesen können, obwohl sonst immer von ihrer Doppelzüngigkeit, ihrem geschmeidigen Oppurtunismus die Rede war. Aber wie bei Maria Stuart: kommt erst einmal ein richtiger Mann daher, dann kann das Weib ja gar nicht anders, als sich wohlig seufzend zu ergeben.

König Edward

Wie es auch gewesen sein mag: Katharina starb im Kindbett und Thomas zögerte nicht lange, Elisabeth seine Hand anzubieten. Dass Elisabeth nicht gleich ablehnte, dass über Notare die Vermögensaufstellungen beider abgegelichen wurden, das schien Beweis dafür zu sein, dass Thomas Seymour ihre erste Liebe gewesen sei. Doch Eheschließungen des Adels mussten vom Kronrat abgesegnet werden. Dem der Lordprotektor vorstand. Der, die Welt ist so klein, sein Bruder war. Thomas gönnte ihm die bevorzugte Stelle als Lieblingsonkel des Königs nicht.
Die Seymours hatten ja schon tüchtig nachgeholfen, Anne Boleyn für ihre Schwester Jane aus dem Weg zu räumen, nun gingen sie sich gegenseitig an den Kragen, was mit der Hinrichtung Thomas endete. Sich einfach eine Prinzessin unter den Nagel reißen zu wollen – das hätte er mal besser bleiben lassen. Sein Ende nahm Elisabeth recht gelassen hin, viel übler war für sie, dass sie nun verdächtigt wurde, keine Jungfrau mehr – also für den königlichen Heiratsmarkt wertlos – zu sein. Schlimmer noch: sie wurde verdächtigt, den Thron durch Mord an ihrem Bruder erhalten zu wollen.

Doch Elisabeth war eine bemerkenswerte junge Frau: galt schon ihre Mutter als gebildet, sie war es noch mehr. Sie sprach sechs Sprachen fließend, las und übersetzte philosophische und religiöse Abhandlungen, musizierte, tanzte, ritt, war rhethorisch nahezu unschlagbar und in der Lage, sich immer den gewünschten Anschein zu geben, musste also eine große Kontrolle über sich haben. Dank all dieser Gaben konnte sie sich von jedem Verdacht befreien, doch immer wieder würde man diese alten Kamellen hervorholen, wenn es darum ging, ihr schaden zu wollen.
Ihr Talent als Studentin führt übrigens zum ersten Mal dazu, dass sie als unweiblich wahrgenommen wird: ihre Hauslehrer, allesamt Meister ihres Fachs, loben sie in ihren Briefen einhellig, ihren scharfen Verstand, ihre schnelle Auffassungsgabe, ihren Geist, ihre Ausdauer – das alles sei über jedes Maß vorhanden. In diesen Dingen sei sie nicht das schwache Weib, sondern besitze geradezu männliche Gaben.
Eine denkende Frau beweist also nicht, dass Frauen denken können, sondern nur, dass eine von ihnen männliche Eigenschaften habe. Elisabeths spätere Inszenierungen ihrer selbst werden immer zwischen diesen beiden Polen wandern: weibliche Körperlichkeit, männlicher Geist.

Maria Tudor

Im Juli 1553 starb Edward und benannte Jane Grey, eine Kusine Marias und Elisabeths zur Nachfolgerin und hier wird es – typisch für die englische Thronfolgerei – kompliziert: alle sind irgendwie untereinander verwandt, alle haben irgendwie Anspruch auf den Thron. Da wären nun also vier Frauen, die Königin werden könnten: Maria Tudor, Elisabeth Tudor, Maria Stuart und Jane Grey. Wer sich interessiert, kann nun für Wochen in dieses Durcheinander eintauchen und vergleichen, wer weshalb wieviel Anrecht hat und wer nicht. Wie auch immer: die beiden Tudor-Schwestern sind zwar Thronfolgerinnen, aber dennoch hatte ihr gütiger und weiser Vater es verabsäumt, sie auch wieder zu legitimieren, also als seine rechtmäßigen Töchter anzuerkennen. Edward war da, Edward sollte König werden, damit war für Heinrich alles geregelt.

Die junge Jane Grey bestieg als Protestantin den Thron und machte sich noch in der gleichen Sekunde beim Volk durch hartes Durchgreifen unbeliebt. Maria hingegen war bekannt und beliebt – schlicht deshalb, weil sie für den Großteil der einfachen Menschen die einzige echte Königstocher der einzigen echten Königsgemahlin war. Maria proklamierte sich selbst zur Herrscherin und nach kurzem Hin und Her und einigen Metzeleien zog sie gemeinsam mit Elisabeth in London ein; Jane Grey landet im Tower, wo sie ihr Ende unter dem Schwert finden wird – ein Ergebnis, das Maria Tudor nicht wollte. Auch hier können wir uns fragen, wie das auf Elisabeth wohl wirkte: immerhin hatte sie mit Jane gemeinsam bei Katharina Parr gelebt; Thomas Seymour soll übrigens auch Jane nachgestellt haben.

Maria Tudor also saß nun auf dem Thron und versuchte, die Zeit zurück zu drehen: sie heiratete den spanischen König Philipp, der immer wieder einmal zu Besuch kam, und wollte England in den Schoß der Mutter Kirche Roms zurück führen. Damit war es aus mit der Beliebtheit beim Volk, das auf einmal wieder auf Latein beten sollte. Mißtrauisch verfolgte sie jeden und bald war ihr auch Elisabeth verdächtig. So wie Jane Grey sterben musste, weil sie als Ikone der protestantischen Bewegung galt, so war auch Elisabeth deren Idol – in den Augen der Protestanten war Elisabeth die eigentliche Königin. Immer wieder verlangte Maria nach ihr, befragte sie scharf, verlor dabei auch die Contenance, schwankte zwischen verwandtschaftlicher Loyalität und Hass, der sich aus vielem heraus entzündete: Elisabeth als Tochter Anne Boleyns – hassenswert. Elisabeth als die Jüngere, die Kinder würde bekommen können – hassenswert. Elisabeth als die rein Englische – hassenswert.
Noch vor Marias Heirat wurde eine Verschwörung aufgedeckt, die Elisabeth auf den Thron hätte hieven sollen; Elisabeth wurde in den Tower verbracht. Wie sie das empfand, welche Ängste sie gehabt mag – man weiß es nicht. Immer wieder wird behauptet, sie habe ihren Vater bewundert, verehrt, geliebt. Ich kann das kaum glauben: einen Mann, der sich kaum um sie kümmerte, der ihre Mutter töten ließ und nur an sich dachte? Es wird eher ein öffentliches Bekenntnis gewesen sein, um ihren Thronanspruch zu untermauern: „Sehet her, ich bin die Tochter dieses wahren Königs!“
Aber im Tower festgehalten wird sie wohl oft an ihre Mutter und deren Ende gedacht haben; sie besaß einen Ring Annes mit deren Portrait, den sie zeitlebens trug und sorgte später immer für ihre Verwandten mütterlicherseits. Hier zeigt sich wieder einmal ihre Fähigkeit, nach außen anders zu erscheinen als es nach innen zu sein.
Ihre Beteiligung konnte nicht nachgewiesen werden und Elisabeth wurde aus dem Tower entlassen; von Maria weiterhin mißtrauisch beäugt. Elisabeth hielt still und sich aus allem heraus, erschien nach außen gar katholisch. Bis Ende 1558 musste sie dieses Schauspiel durchhalten, dann starb Maria, geschwächt von vielen Scheinschwangerschaften an Unterleibskrebs, weder von Volk noch Ehemann sonderlich betrauert.

Elisabeth war nun die Herrscherin eines Landes, das von Religionszwisten zerrissen, mit Frankreich im Krieg und wirtschaftlich am Boden war; all diese Schwierigkeiten löste sie in Rekordzeit, sozusagen als erste Amtshandlung. Wie Maria Stuart auch, war sie keine Fanatikerin in religiösen Fragen, aber deutlich weniger tolerant: sie erhob die anglikanische Kirche erneut zur Staatskirche, schon alleine deshalb, um nochmals ihre Legitimität als Tochter des ersten protestantischen Herrschers und seiner ersten protestantischen Frau zu unterstreichen. Auch ihre „Reinrassigkeit“ ohne jeden Tropfen ausländischen Blutes ließ sie gerne besingen. Überhaupt war sie Werbemaßnahmen gegenüber nicht abgeneigt: sie erschien nach all den wechselnden Königen und Königinnen als rettender Engel, ihr eher unscheinbares und blasses Äußeres erhob sie als Licht aus der dunklen Masse heraus.

Elisabeth im Krönungsornat 1559

Dem Land ging es schnell besser, Elisabeth machte ihre Sache perfekt, das konnte doch nicht so weitergehen. Immerhin war sie eine Frau, da musste man ja jeden Augenblick mit einer Katastrophe rechnen. Und einen Thronfolger brauchte man ebenfalls. Also stand ganz schnell, im Grunde in der Sekunde ihrer Krönung, die wichtigste Frage zur Debatte: Wen solle sie heiraten?
Für Elisabeth war sicher schon lange vor ihrer Thronbesteigung klar, dass sie und sie alleine die Macht in Händen halten wolle und wenn man heute Scheidungskindern zubilligt, Beziehungen gegenüber skeptisch zu sein, um wieviel skeptischer dürfte Elisabeth wohl sein? Eine Ehe war sicherlich nicht ihr größter Lebenstraum.

Robert Dudley, Earl of Leicester

Auf der anderen Seite aber war da Robert Dudley, ihr geliebter Robin, den sie seit Kindertagen kannte, der ständig in ihrer Nähe war. Wäre er nicht schon verheiratet gewesen … wer weiß?
Doch der Kronrat bevorzugte eh einen ausländischen Kandidaten, um Bündnisse (die selten die Flitterwochen überstanden) zu schließen. Und wie in Schottland hätte kein Lord dem anderen die Königin gegönnt. Elisabeth hörte sich jeden Vorschlag geduldig an, schien auf jeden einzugehen, spielte mit – und entschied sich für keinen. Sie tändelte hier, spielte dort, schickte Bildchen an diesen und Briefe an jenen, ließ Bewerber kommen, tanzte, plauderte und flirtete, machte Prinzen und Kronrat Hoffnungen und bedauerte dann zutiefst.
Es war wie im Märchen vom König Drosselbart: dieser zu katholisch, jener zu unbedeutend, dieser zu jung, jener zu alt; dieser will England erobern, jener England ausbluten und überhaupt habe sie gerade keine Zeit, – sie habe wichtigeres zu erledigen.
Der Kronrat verzweifelte, man machte ihr Vorhaltungen, denen Elisabeth oberflächlich zustimmte: Ja, sie sei ein schwaches Weib, ja, sie sehne sich nach Mutterschaft, jajajaja. ABER! Dieses Theater spielt sie sieben Jahre lang mit, dann verbietet sie ihrem Kronrat jede weitere Einmischung. Doch als sie schon weit über das Kinderkriegenkönnen hinaus war und niemand mehr eine Heirat von ihr verlangte, brachte sie selbst immer wieder einmal einen Kandidaten ins Spiel.

Königin Elisabeth mit etwa 50 Jahren

Wie keine andere, wie kein anderer, verstand Elisabeth es, sich gut zu verkaufen: keine gute Tat, keine Tat überhaupt blieb unbenannt und in Schriften, Flugblättern und Pamphleten weiter getragen. Bald schon sprach sie von sich als der königlichen Jungfrau, die nur mit England und England allein verheiratet sei, der ihr Volk die Kinder seien und die nichts anderes im Sinne habe, als sich mit Leib und Leben, mit Geist und Verstand für diese Kinder, diesen Boden einzusetzen.

Im Laufe der Jahre ließ sich die Jungfrau – hold und rein und jung – schlechter darstellen: Elisabeth wandelte sich in ihrer Darstellung zur Feenkönigin, die weise, edel und gut, als ein fast schon überirdisches Wesen über ihr Reich wachte. Immer wieder im Sommer reiste sie mitsamt ihrem Hofstaat durch das Land, um sich dem Volk verständnisvoll und mütterlich zu zeigen und dabei so manch einen Edelmann zu ruinieren, indem sie bei ihm übernachtete. Unkompliziert sei sie und er solle sich nicht anstrengen, ihr etwas Besonderes zu kredenzen, so ließ sie gerne wissen. Ihre Untergebenen deuteten ihre Anspruchlosigkeit richtig: mit simplen Genüssen und schlichter Wohnstatt wäre sie schnell unzufrieden gewesen. Diese Reisekönigin zieht noch heute als Queen Bess durch viele Anekdoten und es wimmelt von englischen Landsitzen, die mit einem Schlafzimmer aufwarten können, in denen Elisabeth nächtigte – bringt sicher ein gutes Pfund mehr im Eintrittskartenverkauf ein.

Elisabeth schaffte vieles, war politisch meist weitsichtig, ging aus vielen Auseinandersetzungen als Siegerin hervor und begann sicher wie andere Herrscher auch mit den besten Vorsätzen, ja, sie begann sogar mit besseren persönlichen Vorraussetzungen als die meisten. Doch im Laufe der Jahre gab es immer wieder Unruhen und Elisabeth erwies sich als echte Tudor: immer strenger wurden die Gesetze, immer schärfer die Verbote, immer drakonischer die Strafen und bald reichte es nicht mehr aus, nur nette Schriften und feengleiche Abbildnisse in Umlauf zu bringen – Streitschriften und hämische Pamphlete mussten eingesammelt und vernichtet werden, Schreiber, Verleger und Drucker zum Schweigen gebracht werden. Was noch weniger Freunde macht, noch mehr Druck erzeugt. Und da kommt Maria Stuart wieder ins Spiel, aber davon, liebe Kinder, berichte ich euch beim nächsten Mal (wer erinnert sich an diese Sendung?)

Unbestritten ist, sie hat ein mächtiges Reich, eine Seemacht und damit die Vorrausetzungen für das Britische Imperium geschaffen. Sie musste dabei gegen Vorbehalte ankämpfen, denen sich kein König je stellen musste: sie hatte das falsche Geschlecht, war damit eine Gottesstrafe für Thron und Land, und alles, was sie tat, wurde danach beurteilt, dass sie eigentlich gar nicht könne, was sie tat.
Und wenn man schon nicht abstreiten kann, dass diese Herrscherin großes für ihr Land leistete, dann kann man doch immerhin bestreiten, sie sei wirklich eine Frau gewesen. Es gibt wahrhaftig Thesen, die sie zu einem Hermaphroditen (das wäre ja auch zu schrecklich!) oder gleich zu einem Mann machen. Elisabeth sei als Kind schon gestorben und man habe dem liebenden Vater einen rothaarigen Jungen untergeschoben, da dieses Kind ihr von allen verfügbaren am ähnlichsten gewesen sei; ansonsten habe man den Zorn des Fürsten fürchten müssen. Man müsse sich ja nur ihre Portraits anschauen: diese Nase, diese langen Händen, der Körperbau, der 90-60-90 so ganz vermissen lasse, ihr deckendes Bleiweiß-Make up, die Perücken, die pompös überladenen Kleider. Wie immer kommt man zum Schluß, dass, wenn eine Frau etwas schafft, mit ihr etwas nicht stimmen könne. Schafft sie es nicht, so stimmt das Bild wieder, das da sagt, dass Frauen eben nichts schaffen können.

Wie Elisabeth selbst sich wahrnahm? Sie war eine sehr eifersüchtig, wie auch ihr Vater es schon war. Durchaus von sich überzeugt, aber typisch weiblich an ihrem Äußeren zweifelnd und daher sehr begierig, sich immer gelobt und bewundert, geliebt und angebetet zu sehen. In ihren späten Lebensjahren wird diese Koketterie, dieses Gieren nach Komplimenten für Spott und Häme sorgen. Hinter ihrem Rücken natürlich, nach vorne hin wurde sie mit dem Gewünschten bis zur Lächerlichkeit hin bedient; kaum ein Lob war ihr ausgefallen oder übertrieben genug.

Elisabeth mit etwa 60 Jahren

Ihr geliebter Robin starb 1588; ein zweiter Robert tauchte auf, der der alternden König den Hof machte und sie dann hinterging, einen Aufstand anzettelte und das mit seinem Leben bezahlte. Hat sie sich nach einer Beziehung gesehnt, hat sie eine oder mehrere unterhalten?
Von Gegnern wurde ihr das vorgeworfen, verlogen und triebgesteuert wie ihr Vater, unehrlich und ehrgeizig wie ihre Mutter sei sie. Eitel, egoistisch, eigensinnig. Kritisch, kokett, klatschsüchtig. Aber vermutlich auch oft sehr einsam, traurig und von der alleinigen Verantwortung für einen Staat, der zwischen so vielen Ansprüchen zerissen war. In den letzten Jahren ihrer Regierung sehnte sich das Land nach einem frischen Wind.
Im Alter von 69 Jahren starb Elisabeth I. am 24. März 1603 nach 45 Jahren Regierungszeit; die Legendenbildung um sie als der jungfräulichen Feenkönigin hatte schon lange vor ihrem Tode eingesetzt und hält bis heute an.