Eine neue Welt voller Hass und Angst. Dazwischen ein Mörder, sein Opfer und eine Chance.
Bonn, Sommer 1933. Bücher wurden verbrannt, Stadtverordnete ermordet und Verhaftungen vorgenommen – all das aus nichtigen Gründen. Wer sich nicht fürchtet, freut sich über die neue Zeit oder hält verzweifelt an der Hoffnung fest, es werde der böse Spuk bald vorübergehen.
Emma kann nicht fassen, wie sehr sich das Leben wenige Monate nach dem Regierungswechsel bereits verändert hat. Auch in ihrem direkten Umfeld hat sich viel getan: Kommissar Wertheim wurde entlassen und durch einen Parteigenossen ersetzt. Sybil und Alexej haben die Tanzschule verkauft und sind nach London gezogen. James‘ Verlag, der solchen Aufschwung genommen hatte, wirft kaum noch Gewinn ab.
Dann überstürzen sich die Ereignisse: Ein Toter wird gefunden und Siegfried Mertens trifft eine Entscheidung, die weitreichende Folgen für sie alle hat. Es bleibt nicht viel Zeit, das, was getan werden muss, in die Tat umzusetzen – und weitere Entscheidungen zu treffen …
Wie ist es, mit Emma, ihrer Familie und Freunden aus den Goldenen Zwanzigern hineinzugehen in die Dreißiger? Die Dreißiger, die schnell grauer und kälter wurden, bis endlich die Nazis ihr Ziel erreicht hatten und aus der doch eher bunten und hoffnungsfrohen Weimarer Republik (mit all ihren vielen, vielen Fehlern und Schwächen) das Dritte Reich erschufen, das für viele Bürger zur tödlichen Gefahr wurde. Da ist mein lieber Simon Wertheim, Kriminalkommissar und Bönnscher Jung mit einer Vorliebe für Gerechtigkeit und Rosinenschnecken, der stets menschlich integer handelt, wenn auch nicht immer nach den Buchstaben des Gesetzes. Wieso muss ich ihn in diesen Horror stürzen? Nun, gerade seinetwegen habe ich schon früh in der Serie entschieden, nicht auf ewig in den Zwanzigern zu bleiben, obwohl doch einige Serien (vor allem im englischsprachigen Raum) sehr erfolgreich genau das tun. Ewig fließt der Champagner, die Kapelle hört nie auf, den Charleston zu spielen, immerzu sausen mutige Frauen mit Bob und Perlenkette im schicken Zweisitzer über die Landstraßen und ewig dürfen wir uns wohlfühlen.
Oder eben nicht. Denn wir wissen ja doch, was kommt, und irgendwie wird man beim Lesen immer im Hinterkopf die Sorge haben, was wohl mit dem lieben Wertheim geschehen wird. Oder ob Siegfried am Ende zur SS geht. Oder wie Sybil ihre Tanzschule erhalten will. Oder ob Emma der Ideologie anheimfällt und nichts anderes mehr tun wird, als Kinder zu bekommen. Vor allem möchte man doch aber wissen, ob sie die moralische Prüfung dieser Zeit bestehen und überleben. Anständig, ohne schuldig zu werden. Oder wie sie mit dieser Schuld umgehen werden.
Alle Fragen will und kann ich nicht beantworten, schon gar nicht in diesem Beitrag. Was ich verraten kann: Ich habe bis ins Jahr 1936 geplant; darüber hinaus ist es mir unmöglich, Emma weiterhin in ihrem geliebten Bonn ermitteln zu lassen. Weil es nicht mehr ihr geliebtes Bonn sein wird. Aus verschiedenen Gründen. Ob es darüber hinaus weitergeht, weiß ich nicht. Dauert ja auch noch.
Um was es mir jetzt geht, ist die Frage, wie ich überhaupt mit den Dreißigern umgehen kann und werde und wie es für dich als Leserin sein mag. Wie lustig und locker darf ein Roman überhaupt sein, wenn er in Zeiten der Wirtschaftskrise und dem schleichenden Ende der Demokratie spielt? Ist da nicht jedes Lachen fehl am Platz? Gerate ich am Ende in die Falle, eine unmenschliche Diktatur mit ihren tödlichen Gesetzen zum gewaltherrlichen Hintergrundrauschen zu machen? Es gibt solche Geschichten, in denen das Leid der Verfolgten zu nichts anderem dient, als den Hauptpersonen – die nicht verfolgt sind und bestenfalls darüber jammern, dass es so gar nicht hübsch ist, wenn die SA durch die Stadt marschiert – Gelegenheit zu bieten, sich als bessere Menschen zu beweisen. Was ihnen dann das Recht geben soll, über den verlorenen Krieg und den toten Neffen zu weinen, weil sie das ja alles gar nicht gewollt hätten.
Ganz ehrlich, natürlich habe ich Angst davor, meine Serie in diese Zeiten hinein weiterzuschreiben. Ich fürchte mich sehr davor, da etwas falsch zu machen. Einen blöden Eindruck zu erwecken. Dem Pathos zu erliegen. Meine Figuren unglaubwürdig handeln zu lassen. Aber was muss, das muss – und das muss.
Aber dann leben wir auch in schlechten Zeiten, wenn es uns auch noch recht gut geht. Irgendwie. Man kann ja vieles ausblenden, es schönreden, wegschieben, nicht glauben: Ob es der Krieg in der Ukraine ist, der doch eigentlich nichts mit uns zu tun hat. Oder die Frauen im Iran, die sich wegen eines kleinen Stückchen Stoff aufregen. Das Klima, das doch nichts weiter als nur Wetter ist. Der massive Rechtsruck überall in der Welt, der doch halt nur Ausdruck gelebter Demokratie ist. Die gleichzeitige Einschränkung von Frauenrechten, die … Nun ja, da fällt mir gar nichts mehr ein, womit ich das zudecken und wegschieben könnte. All diese Dinge sind sehr real und sehr gefährlich und spätere Generationen – so es sie noch geben wird – schauen vielleicht auf diese 2020er und sagen, da hat man es gleich gesehen, was kommt. Und vielleicht würden sie nicht glauben, wenn wir sagen, dass wir es nicht gewusst haben. Weil wir es nicht hätten ertragen können, es sicher zu wissen. Weil wir uns das von Tag zu Tag leben angewöhnt haben, ohne es zu merken. Weil wir jedes kleine schöne Ereignis als Zeichen dafür nehmen wollten, es wird alles wieder gut.
Und dann gucken wir auf die 1930er und denken: Ja, da hat man es schon sehen können, da war doch schon klar, was kommen würde. Deshalb schrecken wir auch schon zurück, wenn eine Geschichte 1930 spielt – das ist ja so nah dran, das ist ja fast schon Drittes Reich, das kann ja nur schrecklich werden. Aber nein. Es ist ein schlimmes Jahr gewesen, in dem wohl einige Weichen gestellt wurden. Aber es ist auch das Jahr, in dem ‚Die Drei von der Tankstelle‘ gedreht wurde – ein Film, in dem man sich über die Wirtschaftskrise und ihre Folgen für drei Lebemänner lustig machte. Bestimmt war auch dieser Film für viele ein Zeichen, dass alles gut werden würde.
Emma und James geht es in diesen Zeiten bis zur Wahl 1933 wie vielen: Sie krebsen herum, wenn es ihnen dank der reichen Verwandten und dem eigenen Haus auch besser geht als vielen anderen. Sie schuften und sparen und teilen den Haushalt mit den lieben Voellers. Aber sie suchen auch nach dem kleinen Schönen, das sie zum Lachen bringt und sie davon überzeugt, die Welt ist großartig. Irgendwann werden sie aufwachen müssen, irgendwann werden sie sich entscheiden müssen. Sie werden es hinauszögern, bis es nicht mehr geht. Wie Wertheim übrigens, der seine Heimat nicht verlassen will. Und das ist kein Spoilern, sondern ein Versprechen, wenn ich sage: Simon Wertheim wird 1950 in Bonn auf dem Markplatz stehen und an seine Zeit bei der Kriminalpolizei zurückdenken.
Wie jagt man einen Mörder, wenn man das Haus nicht verlassen darf?
Bonn, Oktober 1930. Emma ist stolz auf ihren Mann James, dessen Verlag immer besser läuft. An einem sonnigen Mittwochvormittag hat er eine Verabredung mit einem Schriftsteller in dessen Wohnung. Er ist nahezu pünktlich. Leider. Anstatt einen neuen Vertrag abzuschließen, findet er sich in Untersuchungshaft wieder.
Und während der Gatte darauf hofft, dass seine Unschuld schnell bewiesen wird, muss Emma sich in ihr Heim verbannen lassen. Als Gemahlin eines Verdächtigen darf sie die Ermittlungen nicht begleiten. Eigentlich. Doch Emma weiß zu gut, wie schnell es geschehen kann, dass ein Unschuldiger für ein Verbrechen büsst, das er nicht begangen hat. Und so mischt sie sich doch wieder ein …
Norderney, Sommer 1930. Emma und James fahren in die verdienten Ferien. Raus aus dem harten Alltag, rein in Entspannung und Erholung! Hurra!
Doch sie landen im nächsten Mordfall. Emma weiß es sicher: Ein Unfall war das nicht. Und überzeugt damit sogar James, der überraschend leicht in die Rolle des begabten Geheimagenten schlüpft.
Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach einem Mörder, der die Insel womöglich längst verlassen hat. Und der jetzt in Bonn sein könnte, denn auch dort wird ein Toter gefunden und es scheint eine Verbindung zu geben …
Bonn, Frühling 1930. Endlich scheint die Sonne und so zieht es Emma gemeinsam mit ihrer Tante hinaus in die Wälder. Doch auch hier stolpert Emma über eine Leiche.
Wer der Tote ist und wie lange er dort schon liegt, ist kaum herauszufinden. Einen Mann allerdings gibt es, der diese Fragen beantworten könnte. Er aber ist beschäftigt. Damit, für Gerechtigkeit zu sorgen. Oder was er dafür hält.
Dabei kommt ihm eine Person in die Quere: Emma. Während sie nicht einmal von seiner Existenz ahnt, sieht er in ihr eine große Gefahr …
Emmas dreizehnter Fall beginnt unter anderen Vorzeichen: Wir wissen, wer der Mörder ist. Was wir nicht wissen: Wie weit wird er gehen, um seinen Willen durchzusetzen?
Im Sommer 1929 bittet Sybil Gregorin ihre Nichte Emma, sie nach England zu begleiten; eine Freundin lädt ein zur Landpartie im Sherwood Forest. Lustig soll es werden und herrlich dekadent. Emma sagt gerne zu, denn Ferien hat sie sich redlich verdient und ihr geliebter James wird es wohl einmal einige Wochen ohne sie aushalten.
Das Wetter ist fabelhaft und die Gastgeberin Mary Anderson – eine junge amerikanische Erbin – entzückend. Doch nicht nur deren unangenehmer Onkel trübt die Stimmung, nein, da ist noch etwas anderes, was nicht ist, wie es sein sollte.
Wo ist die Tochter des Erblassers abgeblieben? Was hat es mit Marys Bräutigam auf sich, was mit dessen Freunden? Wer war die Dame in Grün, die in einem Pub geheimnisvolle Telefonate führt?
Oder ist es nur Emmas Fantasie, die sie in die Irre führt? Das möchte siegerne glauben, verbringt sie doch ruhige Tage in größtenteils netter Gesellschaft. Doch leider, leider – sie irrt sich nicht …
Es ist ein Mittwochmittag Ende Mai 1929 und ganz Bonn scheint bester Laune. Auch die beiden Herren, die soeben eine der angesehensten Banken der Stadt überfallen haben. Sie wären weniger wohlgestimmt, wüssten sie, dass ihnen Kriminalwachtmeister Mertens und seine Kollegin Emma auf den Fersen sind.
Es sieht nach einer einfachen Angelegenheit aus, doch bald schon entwickelt sich aus der Verfolgung eine turbulente Jagd, bei der ein verliebtes Fräulein, ein blasierter Bankier und Kommissar Wertheim mitmischen. Und ein unerkannter Mörder …
Kreuz und quer geht es durch Bonn und mehr als einmal schwankt Emma zwischen Zuversicht und Sorge, zumal gelegentlich ihre Prinzipien auf dem Prüfstand stehen.
Eiskalt ist es im Januar 1929; es türmt sich der Schnee am Rhein, die Straßen sind spiegelglatt.
Da trifft es sich gut, dass Emma wärmstens empfangen wird in der Bonner Porzellanfabrik. Dort soll sie eine Werbeschrift erstellen. Eifrig stürzt sie sich in die Arbeit, beschäftigt sich nicht nur mit der Firmengeschichte, sondern auch mit der Familie dahinter.
Bald glaubt sie, auf einen unerkannten Kriminalfall gestoßen zu sein. Was geschah im Sommer 1899 mit Luise?
Das Stöbern in der Vergangenheit allerdings hat Auswirkungen auch auf die Gegenwart. Mörderische Auswirkungen, die auch Emma betreffen könnten …
Das Bonn, durch das Emma und Kommissar Wertheim laufen, unterscheidet sich in vielem von dem Bonn, das wir heute kennen. Nicht nur, weil ein komplettes Viertel den Kriegsgelüsten eines Führers zum Opfer gefallen ist und manch anderes dem Geschmack der nachfolgenden Jahrzehnten, sondern auch deshalb, weil ich mir gelegentlich Freiheiten genommen habe darin, wo und wie ich Handlungsorte angelegt habe.
In den allermeisten Fällen verwende ich Geschäfte, Lokale und Hotels, die im betreffenden Jahr des Romans existierten. Eine Ausnahme habe ich vielen Tatorten gemacht: Den Salon von Madame Mirabeau beispielsweise gab es so wenig wie das Modeatelier Dezière. Im letzten Tanz habe ich einige Tanzlokale erfunden, da ich in dieser Hinsicht nicht viel finden konnte in dem Recherchematerial, das mir zur Verfügung stand.
Dann gibt es die Orte, von denen ich wohl weiß, wo sie waren – das Kommissariat der Kriminalpolizei befand sich in der Tat im Alten Rathaus -, aber nicht, wie sie aussahen. Hier habe ich mir also eine Wache überlegt, wie sie zu Wertheim und Siegfried passen könnte.
Andere Orte wiederum habe ich entweder verlegt oder darauf verzichtet, sie umzuziehen, auch wenn das in der Realität der Fall war. Deshalb befindet sich die Rechtsmedizin in der Universität, in der sie kurz einmal untergeschlüpft war; mir gefällt die Idee, dass Wertheim nur wenige Schritte gehen musste, um dorthin zu gelangen, und dass er sein Unbehagen mit einem Blick auf den Hofgarten lindern kann.
Auch was die Personen angeht, habe ich mich oft von echten Namen im Telefonbuch inspirieren lassen. Manchmal habe ich die Namen leicht abgeändert, wie ich es gerade jetzt im 13. Band der Reihe mit einer Schuldirektorin getan habe. Die Schule existierte wirklich, hatte aber natürlich nichts mit dem Mordfall zu tun.
Insgesamt ist es also so, dass die damalige Realität meine Fiktion überwiegt, wobei keine/r von uns das alte Bonn wirklich erlebt hat und somit eigentlich jede historische Geschichte immer Fiktion bleiben muss.
Bonn, Herbst 1928. Emma gibt es nicht gerne zu, aber sie ist aufgeregt: Zum ersten Mal besucht sie eine Séance! Selbstverständlich glaubt sie nicht an Geister und ihre Beschwörung. Deshalb ist sie hier: um eine Betrügerin zu überführen.
Im flackernden Lampenschein ist es aber kein Gespenst, das ihr Angst einjagt. Es ist der Mensch, der unbemerkt einen Mord begangen haben muss. Oder war es doch ein Wesen aus einer anderen Welt?
Emma gerät zum neunten Mal schon in die Ermittlungen des Bonner Kriminalkommissariats. Wie stets kann sie nichts dazu, es geschieht einfach. Was soll ein Mädchen – pardon: eine junge Frau! – anderes tun, als nach bestem Können mitzuhelfen? Das ist doch wohl oberste Bürgerpflicht, nicht wahr?
Erstaunt aber wird sie feststellen, dass sie mit dieser Meinung so ziemlich alleine dasteht. Was sie nicht davon abhält, nur ‚einmal schnell‘ loszulaufen, um harmlose Fragen zu stellen. Man kennt das. Es sind interessante Menschen, mit denen sie dieses Mal in Kontakt kommt: Da ist die Spiritistin Madame Ophelia, an deren Gaben Emma nicht so recht glauben möchte. Da ist aber auch ein Herr von Hochfeld, der sie unglaublich nervös macht. Eine russische Malerin ist vertreten (mancher Leserin vertraut als diejenige, die Timotheus Mayenbach gemalt hat!) ebenso wie eine schottische Reisende, zwei junge Damen der besten Gesellschaft und …